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Auswahlprozess zur künftigen Trägerschaft des Hub für demokratische Kultur beendet

Der im Juli eingeleitete zweistufige Auswahlprozess zur künftigen Trägerschaft des Hub für demokratische Kultur ist beendet. In der ersten Runde haben insgesamt 21 BewerberInnen – sowohl Einzelorganisationen als auch Konsortien – ihre Konzeptvorschläge eingereicht. Eine trinational besetzte Jury hat daraus fünf FinalistInnen ausgewählt, die ihr ausgearbeitetes Konzept am 11. November in Wien präsentiert haben. Die Entscheidung der Jury, wer den Hub für demokratische Kultur ab Frühjahr 2023 aufbauen soll, ist im Anschluss gefallen und wird demnächst publik gemacht.

Abschlusstreffen vom 22. bis 24. Juni 2022

In Anwesenheit von rund 35 VertreterInnen der an ANSTOSS DEMOKRATIE beteiligten Stiftungen und Partnerorganisationen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz fand vom 22. bis 24. Juni 2022 im baden-württembergischen Herrenberg das Abschlusstreffen der anderthalbjährigen Inkubationsphase statt. Die Teilnehmenden hatten zu Beginn die Gelegenheit, den Prozess noch einmal Revue passieren zu lassen und auf die entscheidenden Meilensteine hin zu beleuchten. Anschließend wurde die Ausschreibung für den Aufbau des Hub für demokratische Kultur ab 2023 als Ergebnis der Inkubationsphase vorgestellt. Als weiteren Programmpunkt stellten fünf der insgesamt sechs Entwicklungsprozesse die von ihnen gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen zu den vier Fokusthemen vor und nahmen in Kleingruppen Rückfragen entgegen.

Im weiteren Verlauf des Treffens trugen die Teilnehmenden offene Fragen zum Hub zusammen: In Kleingruppen tauschten sie sich unter anderem zu den Voraussetzungen für eine gelungene trinationale Zusammenarbeit aus, wobei vor allem die Vernetzung mit AkteurInnen im demokratischen Feld und der Umgang mit Themen im Fokus stand. Den Abschluss des Treffens bildete eine tiefergehende Reflexion zu den herausstechenden Aspekten der Inkubationsphase, die nicht zuletzt auch dazu diente, Impulse für mögliche weitere Vorhaben zum Aufbau von Allianzen und Ökosystemen zu sammeln.

Eine detaillierte Dokumentation des Abschlusstreffens kann auf diesem Miro-Board eingesehen werden.

Das Abschlusstreffen wurde aus Mitteln der Bundeszentrale für politische Bildung gefördert.

Ergebnisse der Workshops im Mai und nächste Schritte

Im Mai wurden im Rahmen von drei Workshops inhaltliche und strukturelle Impulse für den weiteren Verlauf von ANSTOSS DEMOKRATIE generiert. Der letzte thematisch ausgerichtete Workshop widmete sich dem Fokusthema IV „Praxisnahe Forschung und Daten für AkteurInnen aus Politik und Zivilgesellschaft“ und lud im Anschluss an eine kurze Ergebnispräsentation des Entwicklungsprozesses „Hub zur Förderung der Ambiguitätstoleranz“ (Internationale Bodensee-Hochschule) zu einem offenen Austausch über mögliche Lösungen für eine stärkere Verzahnung von Wissenschaft und Praxis in der transsektoralen Demokratiearbeit ein. Zudem wurden Empfehlungen für die strukturelle Verankerung einer wissenschaftlichen Perspektive in der Arbeit des Hub diskutiert.

In einem weiteren Format tauschten sich die am Prozess beteiligten Stiftungen zu den Parametern der Förderfähigkeit des Hub aus und verständigten sich auf einige struktur- und prozessbezogene Linien, die dem Aufbau des Hub als Fundament zugrunde gelegt werden sollen. Diese wurden in Workshop 5 zur Struktur des Hub im Kreise der beteiligten Stiftungen und ProzesspartnerInnen erneut aufgegriffen, zur Diskussion gestellt und mit Blick auf Fragen der Förderung und Prozessgestaltung konkretisiert. Weitere Informationen finden sich wie immer auf unserem Board.

Wie geht es nun weiter?

Der weitere Prozessverlauf von ANSTOSS DEMOKRATIE sieht eine kollektive Beratung und Entscheidung über die Ausrichtung des Hub vor, die am 13. Juni von 13:00 bis 17:00 Uhr im Rahmen eines „Parlaments“ qua Konsent-Verfahren herbeigeführt werden soll. In der ca. 25-köpfigen Runde sind VertreterInnen aus allen drei Ländern in den Bereichen Zivilgesellschaft, öffentlicher Verwaltung, Kunst & Kultur, Wissenschaft, Gewerkschaften und Politik.

Die Ergebnisse des Parlaments bilden die Grundlage für die Ausschreibung, über die Organisationen für die langfristige Trägerschaft des Hub gewonnen werden sollen. Die zweistufige Bewerbungsphase beginnt Anfang Juli und wird von Informations- und Beratungsangeboten begleitet. Die Ausschreibung wird über den Newsletter geteilt, sobald sie veröffentlicht worden ist.

Entscheidungsprozess festgelegt/Workshops zu Fokusthemen I und II

Der Prozess um ANSTOSS DEMOKRATIE schreitet im Frühjahr 2022 weiter voran. Die InitiatorInnen und geförderten PartnerInnen haben sich darauf verständigt, die für den Sommer 2022 geplante Ausschreibung für die langfristige Trägerschaft des Hub in einem Konsent-Verfahren abschließend zu diskutieren und zu verabschieden. Dieses Verfahren ist für Mitte Juni terminiert.

Seitdem fanden zwei Workshops zu den Fokusthemen I und II statt. In der Diskussion rund um die Frage, welche Rolle das Themenfeld politische Bildung in einem Hub einnehmen kann, wurde vor allem darüber gesprochen, ob und wie Maßnahmen bezogen auf demokratische Kultur eher auf Systemtransformation denn -erhalt abzielen sollten. Politische Bildung müsse demnach als ein Motor von systemischer, demokratischer Veränderung konzipiert und umgesetzt werden, anstatt sie vor allem als Instrument zur Stärkung der politischen Partizipation in bestehenden gesellschaftlichen Machtstrukturen zu verstehen. Hier müsste ein Hub nach Ansicht vieler Workshop-TeilnehmerInnen eine progressive Rolle einnehmen – ohne allerdings per se seinen Charakter als parteipolitisch neutrale Plattform zu verlieren.

Die Ergebnisse des Workshops zum Fokusthema II waren eher auf der Ebene unmittelbarer Interventionen angesiedelt. Es wurde noch einmal deutlich, dass der Hub hierbei eher unterstützen kann, Lösungsansätze, Bedarfe und Ressourcen zu vernetzen. Anders als im ersten Thema fiel hier der Bedarf für Abstimmungen auf politischer Ebene deutlich kleiner aus.

Sechs Entwicklungsprozesse zur Erprobung ausgewählt

Deutschland, Österreich und die Schweiz (D-A-CH) sehen sich mit ähnlichen Herausforderungen an ihre demokratische Kultur konfrontiert. Zwischen Juli und September 2021 haben Organisationen aus dem D-A-CH-Raum Lösungsperspektiven für einen Teil dieser Herausforderungen basierend auf den vier Fokusthemen erarbeitet. Von neun Entwicklungsprozessen wurden nun sechs von einer Jury für die Erprobungsphase bis April 2022 ausgewählt.

Die beteiligten Organisationen werden in diesem Zeitraum eine tragende Rolle in der weiteren Gestaltung von ANSTOSS DEMOKRATIE einnehmen und ihre Erfahrungen in der trinationalen Zusammenarbeit in die weitere Entwicklung eines Hubs einbringen.

Die Jury bestand aus:
– Annamaria Toth, Europäisches Forum Alpbach Stiftung (A)
– Karin Doppelbauer, Abgeordnete zum Nationalrat (A)
– Markus Lux, Robert Bosch Stiftung (D)
– Nathalie Klauser Stuebi, Stiftung Risiko-Dialog (CH)
– Nicola Forster, Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft (CH)
– Dr. Susanne Ulrich, Centrum für angewandte Politikforschung (D)

Ausgewählte Prozesse

Fokusthema 1: Erwerb von Demokratiekompetenzen durch wenig erreichte Zielgruppen

voty.ch (CH) und aula.de (D): „Demokratie in der Schule erlebbar machen“

Die Partizipationsplattformen für Jugendliche aula.de und voty.ch möchten aus den bestehenden Erfahrungen mit ihren Plattformen gemeinsam ein umfassendes Angebot für politische Bildung und Partizipation im D-A-CH-Raum entwickeln. Das langfristige Ziel ist die Entwicklung einer kostenlosen, freien Plattform, um Schulen und Lehrpersonen zu befähigen, die Themen der politischen Bildung und Partizipation fest im Schulalltag zu verankern. Bis April 2022 wird das Vorhaben mit einer Pilotschule in der Schweiz getestet.

Stiftung Dialog/Campus für Demokratie (CH), Demokrative (CH) und Demokratiezentrum Wien (A): „Peer-Prozesse Demokratie-Kompetenzen“

Das Projekt zielt auf die Stärkung von Kompetenzvermittlung in Praxisprojekten. Bis April 2022 wird beispielhaft der Referenzrahmen des Europarats für Kompetenzen für eine demokratische Kultur (RFCDC) im DACH-Raum als Arbeitsinstrument ausprobiert, zur Diskussion gestellt und zur Stärkung der Kompetenzvermittlung in Praxisprojekten nutzbar gemacht. Das Projekt initiiert dazu Peer Prozesse, geht so von den Bedürfnissen, Fragen und Zielen der PraktikerInnen aus und bietet ein Format, um über die Kompetenzorientierung in Austausch zu kommen, diese zu reflektieren und zu stärken.

Bundesforum Männer (D), Dachverband Männerarbeit Österreich (A), männer.ch (CH), #NetzCourage (CH) und Fachstelle info’mann (LU): „Männlichkeitsforschung, Radikalisierungsprävention und Demokratieförderung verbinden“

Der Prozess verfolgt zwei Anliegen: Er möchte verstehen, weshalb Männer in antidemokratischen Gruppierungen übervertreten sind. Und er möchte klären. welche Potenziale geschlechterreflektierte Arbeit mit Jungen und Männern in Radikalisierungsprävention und Demokratieförderung hat. Nach der Erhebung der fachlichen Grundlagen zur Thematik in der Entwicklungsphase, liegt der Schwerpunkt bis April 2022 darauf, den Bestand von Interventions- und Präventionsprojekten im Feld D-A-CH-weit aufzunehmen, sowie einen interinstitutionellen Dialog zur Thematik zu lancieren.

Fokusthema 2: Effekte des technologischen Wandels auf demokratische Kultur

streitgut (D): „Innovative Formate für demokratische Debatten in Sozialen Medien“

streitgut möchte innovative Diskussionsformate für die Sozialen Medien entwickeln und produzieren, die auf jüngste Erkenntnisse in der Depolarisierungsforschung aufbauen. So sollen für eine konstruktive Art, über gesellschaftliche Streitfragen zu sprechen, geworben und junge, teils diskursferne Menschen erreicht werden. Durch wissenschaftliche Evaluation werden diejenigen Formate identifiziert, die den stärksten positiven Effekt auf Zuschauende haben, z. B. affektive Polarisierung reduzieren oder die Zuschauenden für neue Themen und Meinungen begeistern. In der Entwicklungsphase wurden verschiedene Pilotformate entwickelt und getestet. Anfang 2022 möchte streigut das Projekt über eine Social-Media-Kampagne starten, die bis dahin vorbereitet wird.

Mimikama (A), alliance F (CH) und codetekt (D): „Easy Counter – Hate & Fake gemeinsam bekämpfen“

Das Vorhaben will Demokratie im digitalen Raum stärken, indem BürgerInnen zur Teilnahme an Online-Diskursen ermutigt und ihnen durch die Erstellung von sogenanntem „Counter Content“ die Mittel angeboten werden, dort gegen Hassrede und Falschinformation vorzugehen. Counter Content besteht einerseits aus Informationen zu den Themengebieten und andererseits aus konkreten Inhalten wie Anleitungen, Textbausteinen und Sharepics. Diese Inhalte können genutzt werden, um auf Social Media möglichst schnell und niedrigschwellig auf Hassrede und Falschinformation zu reagieren. Bis April 2022 soll tagesaktueller sowie zeitloser Counter Content erstellt werden, eine Homepage mit Informationen darüber aufgebaut sowie eine Facebook Community für Counter Content im D-A-CH-Raum initiiert werden.

Fokusthema 4: Praxisnahe Forschung und Daten für AkteurInnen aus Politik und Zivilgesellschaft

Internationale Bodensee-Hochschule (CH): „Hub zur Förderung der Ambiguitätstoleranz“

Ziel des Prozesses ist es, polarisierte Konfliktfelder in demokratischen Debatten wieder zu öffnen und verhandelbar machen.  In einem Hub soll Ambiguitätstoleranz jenseits von klassischen Bildungskontexten genau an den Stellen gefördert und erlernt werden, an denen die Konflikte konkret zum Tragen kommen. Dialogprozesse in unterschiedlichen gesellschaftlichen Zusammenhängen und zu unterschiedlichen Themen werden sowohl mit wissenschaftlicher Fach- und Prozessexpertise erstellt und begleitet. Bis Ende April 2022 sollen eine Konzeption für eine praktische Umsetzung sowie die konkrete Ausgestaltung und Funktion eines Hubs für Ambiguitätstoleranz als Beratungs- und Förderreinrichtung erfolgen.

22. Juli 2021: ANSTOSS DEMOKRATIE unterstützt neun Entwicklungsprozesse

Deutschland, Österreich und die Schweiz (D-A-CH) sehen sich mit ähnlichen Herausforderungen an ihre demokratische Kultur konfrontiert. Wie können Ansätze in der politischen Bildung und Teilhabearbeit weiterentwickelt werden? Wie kann Effekten des technologischen Wandels, zum Beispiel Hassrede oder Falschnachrichten im Netz, grenzüberschreitend begegnet werden? Wie lässt sich durch länderübergreifende Zusammenarbeit Demokratie auf kommunaler Ebene stärken? Und wie können Forschung und Daten für demokratische AkteurInnen noch praxisnaher aufbereitet werden? Diesen Herausforderungen möchten wir mit dem Start von Entwicklungsprozessen begegnen, die Lösungsperspektiven für diese und ähnliche Fragen erarbeiten.

Bis zum 30. Juni 2021 konnten Organisationen im D-A-CH-Raum Konzepte einreichen, wie aktuellen Herausforderungen an die Demokratie auf vier spezifischen Themengebieten begegnet werden kann. Aus den Einreichungen wählte eine trinationale Jury neun Vorschläge. Die Organisationen erhalten nun bis Mitte September 2021 finanzielle Unterstützung, von ihnen definierten Zwischenziele zu erreichen und darauf basierend ihre Konzepte weiter zu schärfen.

Die Jury bestand aus:

–       Andrew Holland (Stiftung Mercator Schweiz)

–       Nicolas Zahn (Swiss Digital Initiative)

–       Linda Sulzer (Migros Pionierfonds)

–       Markus Lux (Robert Bosch Stiftung)

–       Dr. Alexander Mommert (Deutscher Städtetag)

–       Dr. Susanne Ulrich (Centrum für angewandte Politikforschung)

–       Annamaria Toth (Europäisches Forum Alpbach Stiftung)

–       Dr. Tamara Ehs (Universität Wien)

–       Philippe Narval (UWC Austria)

Ausgewählte Konzepte

Fokusthema 1: Erwerb von Demokratiekompetenzen durch wenig erreichte Zielgruppen

„Demokratie in der Schule erlebbar machen“

Beteiligt: voty.ch (CH) und aula.de (D)

„Vernetzung von AkteurInnen im Bildungsbereich zur Stärkung der Vermittlung von Demokratiekompetenzen in Praxisprojekten“
Beteiligt: Stiftung Dialog/Campus für Demokratie (CH), Demokrative (CH) und Demokratiezentrum Wien (A)

„Männlichkeitsforschung, Radikalisierungsprävention und Demokratieförderung verbinden“
Beteiligt: Bundesforum Männer (D), Dachverband Männerarbeit Österreich (A), männer.ch (CH), #NetzCourage (CH) und Fachstelle info’mann (LU)

Fokusthema 2: Effekte des technologischen Wandels auf demokratische Kultur

„Innovative Formate für demokratische Debatten in Sozialen Medien“
Beteiligt: streitgut (D)

„Hate Speech, Falschnachrichten und Hetze auf Online-Plattformen begegnen“
Beteiligt: Mimikama (A), allianceF (CH) und Codetekt (D)

Fokusthema 3: Stärkung von Demokratie auf kommunaler Ebene

„Mitgestaltung auf kommunaler Ebene zukunftsorientierter umsetzen“
Beteiligt: Schweizer Verband Studentischer Organisationen für Nachhaltigkeit (CH), step into action (CH) und Stiftung Zukunftsrat (CH)

Fokusthema 4: Praxisnahe Forschung und Daten für AkteurInnen aus Politik und Zivilgesellschaft

„Partizipationshürden für Menschen mit Migrationsgeschichte ganzheitlich verstehen“
Beteiligt: Fremde werden Freunde (A) und d|part (D)

„Forschung zugänglich, nutzbar und für demokratische Kultur wirksam machen“
Beteiligt: Internationale Bodensee-Hochschule (CH)

„Forschung in der Bildungspraxis stärken“
Beteiligt: Demokrative (CH), Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten (D) und Zentrum polis am Wiener Forum für Demokratie und Menschenrechte (A)

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